Page 3 - stadtland magazin November 2021
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Moment mal bitte                                                                 S T AD TLAND MA G A ZIN |   GED ANKEN


                                                                              zu gönnen, in der wir uns einfach hinsetzen, auf
                                                                              unsere Seele und unseren Leib hören und uns
                                                                              fragen, ob das, was wir gerade leben, stimmig
     Der Tod ist das Tor zum Leben                                            ist und was uns unter Druck setzt oder sogar
                                                                              niederdrückt! Ja, ich weiß, das ist alles leich-
       Was ist uns heute noch heilig?     Leben und sein Sterben an mich gerichtet hat?   ter gesagt als getan. Aber niemals vergessen:
        - Gedanken von Wolfram Opperbeck  Ja, aber auch sonst können wir uns jeden Tag   die Hoffnung gibt niemals auf. Sie vertraut auf
                                          fragen: Welche Spur möchte denn ich in dieser   das, was sie nicht sieht. Denn Hoffnung macht
       „November – Zeit der Stille und Gelegenheit   Welt hinterlassen? Wie möchte ich heute leben,   das Unsichtbare sichtbar. Und im Totenmonat
       zur Begegnung. Ein Monat, der von vielen als   wenn ich mir vorstelle, dass es mein letzter Tag   sollten wir auch nicht vergessen: „Nicht die
       der reine Totenmonat empfunden wird, spricht   wäre? Gerade weil unser irdisches Leben nicht   Dinge selbst beunruhigen die Menschen, son-
       aber vielmehr durch alle Stimmungen der Na-  ein ewiger Augenblick ist, sollen wir es acht-  dern die  Vorstellung von den Dingen. So ist
       tur die hellen und dunklen Seiten unserer Seele   sam und bewusst leben. Es geht nicht darum,   der Tod nichts Furchtbares- nein, die Vorstel-
       an und verwandelt sie. Beide Seiten gehören   möglichst viel in dieser kurzen Zeit zu leisten,   lung vom Tod, er sei etwas Furchtbares, das ist
       zu uns, sie gehören zum Leben…“ so jeden-  sondern möglichst intensiv zu leben. Das heißt   das Furchtbare.“ Das wusste schon zu Zeiten
       falls sieht es Pater Anselm Grün in seinen Ta-  auch: Sei gut zu dir selbst und öffne dein Herz   von Christi Geburt der griechische Philosoph
       gesimpulsen. Und über diese Worte kann man   für andere. Wenn die Balance zwischen beidem   Epiktet. Und der römische Staatsmann Cicero
       doch ruhig einmal nachdenken, oder? Denn es   glückt, dann wird unser Leben auch gelingen.   legt noch einen Gedanken drauf: „Der Tod ist
       ist schließlich so einiges los in diesem Toten-  Im November feiern die Christen ja auch noch   das Ausruhen von Not und Elend…“ Vielleicht
       monat. Er beginnt mit Allerheiligen – ein Fest   das Martinsfest: Martin, der Heilige der Nächs-  sollten wir ja auch mal über die Worte nach-
       der Hoffnung. Es zeigt uns, dass auch unser   tenliebe, der uns den Blick öffnen möchte für   denken: „Wer den Tod fürchtet, hat das Leben
       Leben geheilt und geheiligt werden wird, wenn   den, der in unserer Nähe friert, weil kein Man-  verloren.“ Da kommen mir dann immer wieder
       wir – wie die Heiligen – uns in unserer Brü-  tel der Liebe ihn bedeckt…Und nicht nur des-  die Gedanken in Erinnerung: „Wie ein gut ver-
       chigkeit der heilenden Liebe Gottes aussetzen.   halb sollten wir immer daran denken: Gut zu   brachter Tag einen glücklichen Schlaf beschert,
       Und nach Allerheiligen kommt dann ja gleich   leben heißt auch: in Beziehung leben. Wer nur   so beschert ein gut verbrachtes Leben einen
       auch „Allerseelen“: Wenn wir unserer Verstor-  um sich selber kreist, der tut sich selbst nichts   glücklichen  Tod…“ Ja, es ist vielleicht nicht
       benen gedenken, ist das nicht bloß Erinnerung.   Gutes.  Wer andere liebt, bekommt die Liebe   leicht, dieser  Weisheit zuzustimmen, aber es
       Es ist auch eine Einladung, die Gemeinschaft   auch zurück. Und wer anderen seine Zuwen-  lohnt sich, darüber mal nachzudenken. Denn
       mit ihnen wahrzunehmen.  Wenn wir uns an   dung schenkt, bekommt auch das Glück dessen,   VLH N|QQWH MD GXUFKDXV HLQHQ JXWHQ (LQÀXVV DXI
       einen lieben  Verstorbenen erinnern, auch mal   dem man geholfen hat, zurück. Es ist sehr emp-  das tägliche Leben haben und eine vorhandene
       fragen: Was ist die Botschaft, die er durch sein   fehlenswert, sich jetzt mal eine Zeit der Stille   Angst vor dem Tod nehmen…







































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